Latein
Salvete puellae puerique, salvete parentes!
Salvete puellae puerique, salvete parentes!
Wer Latein lernt, lernt seine eigene Kultur besser kennen und verstehen.
Überall in Europa und auch darüber hinaus finden wir beeindruckende Zeugnisse der römischen Kultur: Aquädukte, Thermen, Amphitheater, Tempel,…. Staunend stehen wir vor diesen beeindruckenden Bauwerken und wundern uns, zu welchen Höchstleistungen Bauingenieure vor mehr als 2000 Jahren bereits fähig waren.
Die Römer haben uns aber nicht nur ihre beeindruckenden Bauwerke, sondern auch in vielen geistigen Bereichen wichtige Spuren hinterlassen. Das römische Erbe ist für lange Zeit im Mittelalter in Vergessenheit geraten, aber zu Beginn der Neuzeit in der Renaissance wieder entdeckt worden. Heute wissen wir, wie wichtig es ist, dieses geistige Erbe in Erinnerung zu behalten. Lateinunterricht ist ein Zeugnis für die Wertschätzung der römischen Kultur. Es geht um mehr als Spracherwerb. Es geht um die Erhaltung eines Kulturguts und um die intellektuelle Auseinandersetzung mit den Wurzeln unserer europäischen Kultur.
Wer Latein lernt, lernt seine eigene Sprache und Denkstruktur besser kennen und verstehen.
Oft wird der lateinischen Sprache zum Vorwurf gemacht, dass es sich bei ihr um eine „tote“ Sprache handle, die heutzutage nicht mehr gesprochen und somit nicht als Kommunikationssprache benutzt wird. Es ist zwar richtig, dass Latein in unserer Zeit nicht mehr gesprochen wird, aber da es sich bei der lateinischen Sprache um die „Muttersprache“ der romanischen Sprachen handelt, Französisch, Spanisch oder Portugiesisch sozusagen die modernen Varianten des Lateinischen darstellen, können wir anhand der lateinischen Sprache viel über Sprache im Allgemeinen lernen. Die Sprache Latein ist durch ihre Regelverlässlichkeit und den hohen Grad an Gesetzmäßigkeiten die ideale „Reflexionssprache“. Wer Latein lernt, lernt auch sprachlogisches Denken. Latein ist ein ideales Modell, um Einsichten nicht nur in die grammatikalischen Strukturen der eigenen Muttersprache, sondern auch in die allgemeinen Denkstrukturen des menschlichen Gehirns zu gewinnen.
Wer Latein lernt, lernt zu lernen.
In unserer heutigen Welt müssen wir ständig neue Informationen aufnehmen und verarbeiten. Eine wichtige Funktion der Schule besteht daher darin, das Lernen zu lernen. Im Lateinunterricht wird diese wichtige Kompetenz erworben. Wer Latein lernt, trainiert Konzentration, logisches Denken, aber auch Problemlösungskompetenz. Ähnlich wie im Mathematikunterricht werden im Lateinunterricht gerade diese Schlüsselqualifikationen vermittelt, allerdings anhand von Sprache.
“Salvete discipuli discipulaeque!”
Die ersten Vokabeln werden gelernt. Immer wieder tauchen “alte Bekannte” auf: Fremdwörter in unserer Sprache (signum – signieren) oder Wörter aus dem Englischen (expectare – to expect). Nach und nach werden die Endungen der lateinischen Wörter gelernt, in denen die wichtigsten Informationen versteckt sind. Latein ist eine Endungssprache! Und man erfährt, dass ein lateinischer Satz wie ein Puzzle zusammengesetzt ist, das man auseinandernehmen kann. Dabei begleitet die Schüler:innen unser Lateinbuch, das Lehrwerk ROMA. Hier begeben sich die Schüler:innen auf eine Zeitreise von der Antike bis zum christlichen Mittelalter, sogar zur bis Neuzeit. In 30 Lektionen erwerben sie den Wortschatz, ein breites Kulturwissen und die Grundlagen der lateinischen Grammatik.
Wer Vokabeln kann, ist klar im Vorteil.
Niemand wird beim sturen Vokabellernen allein gelassen. Vokabeln, die zuhause gelernt werden sollen, sind im Unterricht stets besprochen worden. Dabei werden Bezüge zu anderen Sprachen und schon bekannten Wörtern hervorgehoben, um den Schüler:innen das Vokabellernen zu erleichtern. Bei der Wortschatzarbeit im Unterricht wird Wert gelegt auf Verknüpfung durch Einbettung in einen Kontext. Das wird durch verschiede Übungen gewährleistet, eine davon ist das Vokabelbild.
Für die kontinuierliche Vokabelarbeit benutzen die Schüler:innen selbst geschriebene Vokabelkärtchen, deren Sammlung mit jeder neuen Lektion zunimmt und die häufig Einsatz im Unterricht findet.
Latein ist eine tote Sprache
Wir erwecken sie zum Leben, indem wir lateinische Texte ins Deutsche übersetzen. Die Übersetzung Latein-Deutsch muss nicht einseitig sein. Die Schüler:innen lernen den kreativen Umgang mit der lateinischen Sprache, indem sie Dialoge verfassen, Szenen nachspielen oder Geschichten weiterschreiben. Die grammatikalischen Regeln festigen sich durch vielfältige Übungen und den Schüler:innen wird bewusst, dass sogar das Sprechen dieser Sprache möglich ist, auch wenn ihre Komplexität eine andere Konzentration erfordert als bei modernen Fremdsprachen.
In den bildreichen Lektionen erwerben die Schüler:innen Kulturwissen unterschiedlichster Art. Es geht u.a. um den Alltag im alten Rom, um die bekannten Mythen aus der Geschichte Roms und die Politik des Imperium Romanum. So werden die Einflüsse der Sprache und der Kultur auf Europa unübersehbar. Dabei werden die Schüler:innen angehalten, immer Bezug auf ihre Lebenswelt zu nehmen. Sie stoßen so auf Unterschiede und Gemeinsames und wissen dann z. B., dass ein Römer eine Papyrusrolle abrollte und laut las, während ein Mensch heute Seiten umblättert oder Bildschirmseiten scrollt und wesentlich nur mit den Augen liest. So kann es auch passieren, dass sie bei der Geschichte vom Raub der Sabinerinnen, in der erzählt wird, wie Romulus und seine Männern Frauen raubten, um die Zukunft Roms zu sichern, moderne Kontaktanzeigen verfassen, um kontrastiv zu verdeutlichen, wie man wohl in unserer Zeit vorgehen würde.
Gallia est omnis divisa in partes tres
In den oberen Klassen der Mittelstufe und in der Kursstufe werden im Unterricht Originallektüren gelesen, d.h. die Schüler:innen werden herangeführt, eigenständig Texte lesen zu können, die von Autoren geschrieben wurden, die vor über 2000 Jahren gelebt haben und deren Werke bis heute überliefert wurden, ein “Fahrstuhl in die Römerzeit”. Es handelt sich um politische wie poetische Texte von Autoren, die in ihrem Zeitkontext verstanden werden müssen. Daher steht neben der Übersetzung die Interpretation von Texten im Vordergrund. Da jeder Autor seinen eigenen Stil hat, erfahren die Schüler:innen , wie vielfältig das Latein sein kann. Wer als Lateinschüler:innen hier angelangt ist, wird damit belohnt, dass sich ihm die vielfältige Schönheit der lateinischen Sprache erschließt.
In den ersten 3-4 Lernjahren arbeiten wir mit dem Lehrbuch „ROMA“. Dieses Lehrwerk bietet neben einer ansprechenden Gestaltung zahlreiche Zusatzmaterialien für den Unterricht oder aber auch die individuelle Arbeit zu Hause (Lernsoftware, Arbeitsheft, Rätselhefte,…). Dieses Buch begleitet die Schüler:innen in der Regel bis in das 4. Lernjahr. Im Anschluss führt eine Übergangslektüre die Schüler vorsichtig an die ersten Originallektüren heran.
Die Zuordnung der Jahrgangsstufen gilt für die Schüler:innen, die in Kl. 6 mit Latein als 2. Fremdsprache beginnen. Für Latein als 3. Fremdsprache gilt dementsprechend (Jg.6/2.FS = Jg.7/3.FS). Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Lerngruppen mit Latein als 3. Fremdsprache vergleichsweise schneller vorangehen, so dass alle Schüler:innen am Ende von Kl. 10 auf demselben Kenntnisstand sind, um Lateinkurse in der Oberstufe belegen zu können.
Die Inhalte der 4 Semester der Jahrgänge 12/13 und somit verbindliche Lektüren und Autoren können unter www.nibis.de eingesehen werden:
Jahrgangsstufe | Unterrichtsstunden pro Woche |
6–7 (2. FS) | 4 |
7-11 (2. FS) | 3 |
7 (3. FS) | 2 |
8-9 (3. FS) | 4 |
10 -11 (3. FS) | 3 |
Jahrgangsstufe | Anzahl der Arbeiten bzw. Klausuren |
6-11 | 2 pro Halbjahr |
12 und 13 (gA/eA) | 3 Klausuren pro Jahr |
Pflichtsprache (ab Klasse 5 bzw. ab Klasse 3) |
Englisch |
2. Pflichtsprache (ab Klasse 6) |
Spanisch oder Französisch oder Latein |
3. Wahlpflichtsprache im Sprachenprofil (ab Klasse 7) |
Spanisch oder Latein oder Chinesisch |
Pflicht-/Wahlfremdsprache (ab Klasse 11) |
Fortführung bisher gelernter Fremdsprachen und/oder Neubeginn folgender Sprachen als Pflicht- oder Wahlsprache: Spanisch, Französisch, Latein, Italienisch, Russisch, Chinesisch (die letzten drei auf Stadtleiste) |
*Diese Kurse werden, falls sie zustande kommen, nur auf Stadtleiste angeboten und führen zu keinem direkten Latinumsabschluss.
Latein wird an unserer Schule als 2. Fremdsprache ab Kl.6, aber auch als 3. Fremdsprache ab Kl. 7 im Sprachprofil angeboten. Grundsätzlich können auf beiden Wegen alle drei hochschulrelevanten Lateinabschlüsse erreicht werden: Das Kleine Latinum (nach der 10. Klasse), das Latinum (nach der 11. Klasse) und das Große Latinum (nach 7 Lernjahren oder als Abiturprüfungsfach).
In der Regel sind die Lerngruppen in Latein, insbesondere im Bereich der 3. Fremdsprache, eher klein, so dass eine besonders angenehme und persönliche Lernatmosphäre herrscht, in der auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler:innen eingegangen werden kann.
Auch in der Oberstufe werden regelmäßig Lateinkurse auf grundlegendem und erhöhtem Anforderungsniveau angeboten, teilweise in Kooperation mit dem MPG. Die Autoren und Themen, die in diesen Kursen behandelt werden, richten sich nach den zentralen Abiturvorgaben, so dass Latein auch als Prüfungsfach im Abitur belegt werden kann.
Bewertung “ausreichend” am Ende
von Klasse 10
Bewertung “ausreichend” am Ende
von Klasse 11
Am Ende von Klasse 13
Bestandteil des Lateinunterrichts sind unsere zahlreichen Exkursionen, die sich über viele Jahrgänge verteilen und das im Unterricht Gelernte greifbar machen.
Im jährlichen Wechsel mit einem Tagesausflug zur Saalburg fahren die Lateingruppen der 6. und 7. Jahrgänge zwei Tage nach Xanten. Dort befindet sich ein riesiger archäologischer Park, der durch zahlreiche Rekonstruktionen (Thermen, Herberge, Tempel, etc.) einen lebendigen Eindruck vom Leben in einem römischen Militärlager vermittelt. Mit dem Zug fahren wir von Göttingen nach Xanten, wo uns am Bahnhof ein uriger Planwagen abholt.
Die Fahrt führt uns direkt zum Archäologischen Park. Dort besichtigen wir zunächst das moderne Museum, das uns einen ersten Eindruck von der Geschichte der Stadt und dem Leben der Soldaten gibt.
Anschließend dürfen wir selbst aktiv werden: In einem Workshop stellen wir römische Wachstäfelchen und Griffel her, mit denen wir dann auch original römische Graffiti schreiben.
Nach einem erlebnisreichen Nachmittag machen wir uns schließlich auf den Weg zu unserer Jugendherberge. Der Weg dorthin führt uns vorbei an der Xantener Südsee, die allerdings nicht wirklich zum Baden einlädt.
Auch die Jugendherberge steht ganz im Zeichen der Römer: Ein Atrium lädt zum Verweilen ein, Asterix und Obelix grüßen auf dem Flur.
Nach einer nicht allzu erholsamen Nacht machen wir uns am nächsten Morgen nach dem Frühstück wieder auf den Weg zum APX. Dort erkunden wir das Außengelände des Parks zunächst mit einer kompetenten Führung, anschließend in kleinen Gruppen auf eigene Faust. An diesem Tag gibt es im Park eine besondere Attraktion: „Echte“ Legionäre haben ihre Zelte aufgeschlagen und führen ihre Kleidung und Waffen vor.
Am frühen Nachmittag holt uns der Planwagen vor dem Park ab, um uns aus der Welt der römischen Legionäre wieder in die Wirklichkeit zurückzubringen.
Zum Abschluss machen die beiden Lateinkurse der 10. Klasse nach fünf (2. FS) bzw. vier (3.FS) Jahren Latein eine viertägige Exkursion nach Trier an der Mosel.
In der „ältesten Stadt Deutschlands“ lassen sich noch viele römische Bauwerke bewundern.
Nach einer langen Zugfahrt betreten wir die Stadt durch das bekannte Stadttor „Porta Nigra“ und beziehen erst einmal unser Quartier für die nächsten drei Nächte, das Jungendgästehaus „Warsberger Hof“, das zentral in der Stadt liegt.
Von hier suchen wir die folgenden Tage, jeweils begleitet von Referaten der Schülerinnen und Schüler, die verschiedenen Römerbauten der Stadt auf: die Römerbrücke, über die heute noch der Verkehr fließt, die riesige Konstantin-Basilika, den Dom (mit römischen Ursprung), die Kaiserthermen als damals größte Badeanlage des Römischen Reiches, und die Thermen am Viehmarkt. Von der Porta Nigra herab genießen wir den Blick auf die Stadt. Alle Bauwerke sind zu Fuß erreichbar.
Den Besuch des Amphitheaters, das schon am Rande der Weinberge liegt, verbinden wir mit Referaten zum römischen Weinbau.
Nicht fehlen darf natürlich der Besuch des Rheinischen Landesmuseums mit professioneller Führung, wo viele römische Funde ausgestellt sind und im Innenhof die „Igeler Säule“ in Kopie zu sehen ist.
Sehr eindrucksvoll ist auch die Führung durch die Gräber unter der Kirche St. Maximin, die selbst mittlerweile als Turnhalle für eine Schule dient.
Ein wenig Freizeit zum Stadtbummel ist natürlich auch immer willkommen, und wenn sich noch Zeit findet, statten wir dem Museum „Karl-Marx-Haus“ in seinem Geburtshaus einen kurzen Besuch ab. Bei schönem Wetter bietet sich natürlich auch noch eine Schiffsfahrt auf der Mosel an.
Überrascht von dem „Mini-Rom“ Trier treten wir am vierten Tag müde die Heimreise an, die uns mit dem Zug erst wieder an der Mosel und vielen Burgen entlang schließlich bis nach Göttingen zurückführt.
Hier geht es Projekten im Bereich Fremdsprachen. Dort findest du Beiträge zu Austauschprogrammen, DELF-Absolventen und Thementagen.