Schulinterne Fortbildung
mit Prof. Martin Korte

Unsere schon zweite SchiLf in diesem Jahr am 4. September 2025 legte unter der Überschrift „Lernen und Unterricht im 21. Jahrhundert“ den Fokus auf das Nachdenken über Chancen und Herausforderungen der digitalen Welt im Bildungsbereich – mit besonderem Blick auf digitale Medien und KI.

Ein echter Höhepunkt war die eröffnende Keynote von Prof. Dr. Martin Korte, renommierter Neurobiologe an der TU Braunschweig, Bestsellerautor und häufiger Fernsehgast, der anhand der Frage „iBrain oder noBrain? Auswirkungen von digitalen Medien und KI auf lernende Gehirne“ eindrucksvoll aufzeigte, wie Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Lernen unter den Bedingungen digitaler Medien zusammenhängen. Damit führte Korte unser Kollegium direkt ins Zentrum aktueller Lernforschung.

Zwischen Faszination und Fokusverlust: Was digitale Medien mit unserem Denken machen

Korte nahm uns mit auf eine Reise durch die menschliche Aufmerksamkeit: Zwei Netzwerke im Gehirn – das fokussierende und das orientierende – ringen ständig um Priorität. In einer Welt voller Benachrichtigungen, Pop-ups und TikTok-Reize gewinnt oft das reflexhafte Umschalten die Oberhand – mit spürbaren Folgen für Konzentration, Gedächtnisleistung und psychisches Wohlbefinden. Besonders eindrucksvoll war die einfache Erkenntnis: Schon die bloße Präsenz eines ausgeschalteten Smartphones im Blickfeld kostet messbar kognitive Ressourcen.

Doch Korte plädierte nicht für digitale Abstinenz, sondern für kluge Gestaltung: Multitasking sei eine Illusion, die uns eher Energie raubt als Effizienz bringt. Wer Lernzeiten bewusst strukturiert – in digitalen wie analogen Phasen – und eigene Aufmerksamkeit reflektiert, kann digitale Werkzeuge viel produktiver nutzen.

KI im Klassenzimmer: Sparringspartner statt Ghostwriter

Im zweiten Teil des Vortrags rückte die Künstliche Intelligenz in den Fokus – genauer gesagt: ihre Stärken, Schwächen und pädagogischen Potenziale. KI könne in der Schule durchaus entlasten und bereichern, aber sie ersetzt nicht das Denken.

Ein zentrales Bild: KI als Sparringspartner statt Ghostwriter, Tutor statt Taschenrechner. Richtig eingesetzt, unterstützt sie Lernende beim Ideensammeln, Strukturieren, Reflektieren – und nicht beim bloßen Ausspucken fertiger Texte. Die Aufgabe der Schule sei es deshalb, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, mit KI klug, kritisch und kreativ umzugehen: „Erst denken, dann KI“ – so lautete Kortes prägnante Faustregel.

Praxisorientiert waren seine konkreten Empfehlungen für den Unterricht:

  • Digitale Zeitfenster gezielt definieren, statt Dauererreichbarkeit zu normalisieren.
  • Bewegung und analoge Impulse regelmäßig einbauen, um kognitive Aktivierung zu stärken.
  • Faktencheck und Quellenurteil als Kernkompetenz stärken – KI macht Vorschläge, nicht Wahrheiten.
  • Transparenz im KI-Einsatz: Schülerinnen und Schüler sollen kenntlich machen, wann und wofür sie KI genutzt haben.

Kollegiale Vertiefung im Barcamp-Format

In der zweiten Phase der SchiLf wurden die zentralen Impulse in praxisnahen Arbeitsgruppen weitergedacht. Im Barcamp-Format entwickelte das Kollegium konkrete Ansätze zu zahlreichen Fragestellungen.

Die Vielfalt der Perspektiven, das offene Nachdenken und der Wunsch nach konkreten Vereinbarungen zeigten: Dieser Tag war nicht nur ein Impuls, sondern der Beginn eines langfristigen Entwicklungsprozesses. Dass wir bereits fleißig experimentieren, zeigten auch die Workshops, in denen die bei uns am THG etablierten KI-Plattformen fobizz und FelloFish mit Blick auf KI-Feedback und -Lernbegleitung, Materialerstellung und Unterrichtsplanung diskutiert und weiter erprobt wurden, es aber auch um grundsätzlichere Fragen:Sind wir alle Smartphone-süchtig und wie können wir damit umgehen?/Unser Mediencurriculum/Lernen ohne und trotz KI?/iPads im Unterricht – neue Regeln für neuen Unterricht? Und vieles mehr ging.

Wir danken Herrn Prof. Korte für diesen facettenreichen und differenzierten Auftakt, der viele subjektive Vorstellungen von Lernen und Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Ablenkung entweder geradegerückt oder bestätigt hat.

Wir behalten die Inhalte in bester Erinnerung – das sei versprochen!

Text und Foto: THG

 

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