Durch die Lektüre der Tagebücher von Anne Frank inspiriert …

… hatte sich die Klasse 8C am 20. November per Videokonferenz mit der Organisation „Meet a jew“ verabredet. Für die Homepage schildern einige Schülerinnen und Schüler ihre Eindrücke von dem Zusammentreffen, das ihre Deutschlehrerin Nina Koebernick initiiert hatte:

Alma schreibt: „Wir aus der Klasse 8C behandeln seit einiger Zeit im Deutschunterricht das Thema „Antisemitismus“ und haben uns mit dem Tagebuch der Anne Frank beschäftigt. Deshalb haben wir uns über die Organisation „Meet a jew“ (=Triff einen Juden) per Videokonferenz mit mehreren Juden getroffen. Dabei haben wir uns nicht nur über das Judentum allgemein, also Feste und Traditionen, unterhalten, sondern auch darüber, wie der Umgang mit Juden/Jüdinnen heute ist. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass man mit Personen jüdischen Glaubens ganz normal umgeht und sie nicht wegen ihrer Glaubensrichtung ausschließt, bemitleidend oder besonders vorsichtig mit ihnen ist. Der Organisation geht es genau darum, denn sie möchte, dass es nichts Ungewöhnliches ist, einen Juden persönlich kennenzulernen. Mit hat die Begegnung sehr gut gefallen, weil man keine Hemmung hatte, etwas zu fragen und viel dazugelernt hat. Wir haben zum Beispiel erfahren, dass Juden ganz verschieden streng religiös sind und unterschiedlich damit umgehen. Manche Juden tragen ihren Davidstern, um immer mit Gott verbunden zu sein. Andere wollen eher ihre Volkszugehörigkeit damit zeigen. Insgesamt hoffe ich, dass der Antisemitismus sich nicht noch weiter verbreitet.

Lisa ergänzt: „Ich fand die Videokonferenz mit der Organisation „Meet a jew“ sehr interessant. Eigentlich sollte das Treffen persönlich in der Schule stattfinden, doch leider hat sich die Situation durch das Coronavirus geändert und wir haben von Zuhause aus eine Videokonferenz veranstaltet. (…) Es ist echt interessant zu hören, wie das Judentum so funktioniert. Zum Beispiel darf man am heiligen Ruhetag Sabbat kein Geld in die Hand nehmen und kein Handy benutzen. Es gibt sehr große Unterschiede, wie die Juden die Mizwot (Gebote und Verbote) aufnehmen und umsetzen. Streng orthodoxe Juden spielen zum Beispiel am Sabbat auch kein Monopoly, wegen des Spielgeldes. Später kamen wir auch zu sehr ernsten Themen, wie dem Antisemitismus. Wir fragten, ob die beiden jüdischen Mädchen der Organisation schon einmal auf irgendeine Weise diskriminiert wurden, wie sie zum Holocaust stehen, ob ihre Religion sie vor Schwierigkeiten im Alltag und mit Freunden stellt, etc.

Meira und Lisa antworten gerne und stets freundlich. Sie freuen sich über unser Interesse. Ihr größter Wunsch ist es, dass wir alle etwas gegen den Antisemitismus unternehmen, indem wir nicht untätig zusehen. Sie wünschen sich auch mehr Toleranz und vor allem, dass sie nicht mit jüdischen Opfern aus dem Zweiten Weltkrieg oder Juden aus Israel in eine Schublade gesteckt werden. Jeder einzelne von uns kann etwas gegen die Diskriminierung der Juden tun und sich dafür einsetzen, sie zu stoppen.“

Johannes berichtet: „Bereits im letzten Schuljahr haben wir das Tagebuch der Anne Frank gelesen und uns auch im Deutschunterricht mit dem Thema Antisemitismus befasst. Bei dem Treffen, das digital stattfand, hatten wir die Möglichkeit, Juden und Jüdinnen in unserem Alter unsere Fragen zu stellen. Besonders interessant war, dass Meira und Lisa von „Meet a Jew“ am Sabbat zum Beispiel nicht ihr Handy benutzen dürfen und auch Auto fahren sie an diesem Tag nicht. Wenn sie Leuten zum ersten Mal erzählen, dass sie Jüdinnen sind, wünschen sie sich ehrliches Interesse von ihnen, und nicht, dass sie direkt in eine Schublade gesteckt werden. Auch interessant war der Jewrovision, ein Gesangscontest zwischen jüdischen Gemeinden. Hier gibt es als Andenken keine Kulis oder Armbänder, sondern Kippas, die man mitnehmen kann. Vieles, was sie erzählt haben, hat mich sehr erstaunt und sprachlos gemacht, wie zum Beispiel, als Meira von ihren Erlebnissen mit Antisemitismus erzählt hat. Mir hat das Treffen aber insgesamt sehr gut gefallen, Meira und Lisa waren sehr offen und sind ganz locker mit dem Thema umgegangen.“

Und auch Lorenz hat die Begegnung sehr gefallen: „Durch das Treffen habe ich einiges gelernt, wie zum Beispiel, dass Juden oft mit Israel in Verbindung gebracht werden. In Israel leben zwar viele Juden, doch das bedeutet nicht, dass jeder Jude bereits in Israel war. Ich habe auch ein bisschen über die Religion an sich gelernt. Im Judentum ist nämlich der Samstag immer ein Ruhetag, an dem man seine elektrischen Geräte ausschaltet und Zeit mit der Familie und mit Freunden verbringt. Zudem wurde auch über den Davidstern geredet, den die Erzähler in Form einer Kette immer bei sich trugen. Sie erzählten ebenfalls, dass es manchmal Momente gibt, in denen sie lieber die Kette etwas verstecken, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Mir hat die Begegnung gut gefallen, da sie sehr informativ war und einen Einblick in das Leben der Juden in Deutschland geboten hat. Besonders gut fand ich, wie offen die Erzähler die Fragen beantwortet haben und auch bei Themen, wie zum Beispiel Antisemitismus, sehr ausführlich über einige Vorfälle berichteten. Die Erzähler wirkten auf mich sympathisch und man hat gemerkt, dass sie ihr Bestes gaben, um uns ihr Leben als Juden in Deutschland näher zu bringen. Besonders interessant wurde vom Jewrovision erzählt. Ein großes Event, auf dem Juden gegeneinander an einem Sing- und Tanzwettbewerb antreten. Alles in einem bin ich froh, dass ich bei einer solchen informativen und interessanten Begegnung dabei war.“

Foto: Nina Koebernick

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