Endlich wieder: Literatur pur!

Nicht nur das “Bild des Monats” ist aus dem Lockdown zurückgekehrt auch die Institution “Literatur pur” hat sich nach einer virtuellen Ausgabe wieder in der analogen Welt eingefunden. Bereits zum 5. Mal versammelten sich am 22. September Literaturinteressierte, um unter dem Motto “Absolute Gegenwart” kurze Textpassagen vorzutragen. Und es überrascht nicht: Die absolute Gegenwart, das bedeutet nicht nur September 2020, absolute Gegenwart findet sich im Roman “Schmerzliche Heimat” von Semiya Simsek ebenso wie in einem Gedicht der Annette von Droste-Hülsoff und die Passagen aus Christian Krachts “Faserland” wirken mindestens so gegenwärtig wie die kontrollierten Drogenexperimente der Protagonistin aus Leif Randts “Allegro Pastell”. Dem Prinzip des “puren” Literaturgenusses verpflichtet, wird nur zugehört, die einzelnen Kurzlesungen sind lediglich durch kleine musikalische Einspielungen unterbrochen. Redezeit ist “danach”. Vorbereitet wurde der Abend wie immer kreativ und liebevoll von den beiden Initiator*innen Tina Heske und Martin Dillmann. Den Hygieneregeln verpflichtet, fand die Veranstaltung in unserer gr0ßen Aula statt, die von Tina Heske zunächst angenehm verkleinert wurde, da sich alle Teilnehmenden durch den Riss in einer großen Papierwand ins Innere der Aula begeben mussten und dort im nötigen Abstand einander zuhören konnten. Und überall kleine und große Spiegel. Weil die “absolute Gegenwart” eine Zeit der absoluten Selbstbespiegelung ist? Vielleicht. Jeder Text gab Anlass, sich gedanklich daran festzuhaken und beim Gang durch den spätsommerlich warmen Abend das individuelle und gemeinsame Hier-Sein zu hinterfragen.

Text: Jacqueline Ahrend/Fotos: Claus Schlegel

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