Ecuador unter Quarantäne – Austausch endet vor der Zeit!

Fünf Schülerinnen des THG der 9. Klasse reisten am 4. März nach Cuenca, um bis Ende April zu bleiben – dann wurde auch Ecuador in Quarantäne geschickt und die Mädchen – unter großem persönlichen Einsatz des Schulleiters des Colegio Alemán – nach Hause geholt. Dass sie dennoch viel erlebt und eine schöne Zeit hatten, darüber berichten die Rückkehrerinnen Klara, Julia, Malina, Pauline und Elly in einer kleinen Nachlese:

  1. Die Hinreise

Die meisten von uns fünf Mädchen reisten schon am Vorabend des 4.3.2020 an. Im Hotel konnte man sich noch ein letztes Mal austauschen, bevor es am nächsten Morgen schon um 03:00 Uhr am Flughafen los ging. Hier bemerkte man noch keine großen Veränderungen wegen der Coronagefahr.

Schließlich flogen wir drei Stunden nach Madrid, wo wir einen recht langen Aufenthalt hatten. Unser nächster Flug, wie auch zuvor mit Iberia, war sehr viel länger, aber auch angenehm. Mit der Orientierung am Flughafen hatten wir nie Probleme, da alles ausführlich ausgeschildert ist.

Auffällig waren bei der Landung in Guayaquil nicht nur die Hitze und die schwüle Luft, sondern auch die verschärften Corona-Maßnahmen. Das Personal trug Mundschutz und auch Wärmebildkameras zur Fiebermessung waren aufgestellt.

Als wir aus dem Flughafen kamen, wurden wir alle herzlich von unseren Austauschschülern und einigen Eltern empfangen. Auf der dreistündigen Fahrt nach Cuenca waren auch fast alle noch beisammen in einem Bus, der gemietet wurde. Obwohl es dunkel war, war es total spannend, einen ersten Eindruck des Landes und der Häuser, Läden etc. zu bekommen. Wir waren zwischenzeitlich auf kurvigen Straßen auf über 5000 Höhenmetern, sodass die Hitze in Guayaquil gleich wieder vergessen war. Nach einiger Zeit fielen mir aber die Augen zu und ich wachte erst auf, als wir schon beinahe angekommen waren.

Die Reise war natürlich lang und anstrengend, aber auch eine lustige Zeit und ein spannender Anfang für unser Leben in Ecuador.

  1. Die ersten Tage und das Essen

Das Erste, was mir in Cuenca auffiel, war, wie anders das Klima in den Bergen im Vergleich zur Küste war. Die Luft war viel trockener und kälter. Nicht so kalt, dass man gefroren hätte, aber auch nicht so warm, dass man schwitzte. Perfekte 20 Grad. Als ich ankam, bekam ich zunächst einen Tee. Ich könnte schwören, dass man in Ecuador bereits in den Teebeutel Zucker tut, denn obwohl ich mir keinen Zucker nahm, war der Tee unglaublich süß. In Ecuador enthielt meinem Empfinden nach sowieso alles viel mehr Zucker als in Deutschland. Ich habe öfter beobachtet, wie zum Beispiel in die Milch oder in frische Säfte extra Zucker gerührt wurde. Den ersten Tag verbrachten wir bei meinen Gastgroßeltern, wie eigentlich fast jeden Nachmittag bis zur Quarantäne. Es gab sehr viele verschiedene Früchte, die ich alle probieren sollte, aber deren Namen ich mir leider nicht merken konnte. Meine Familie ging davon aus, dass ich nichts kannte. “Gibt es bei euch Karotten, … Nektarinen?”. Das typische ecuadorianische Essen besteht aus einer Suppe als Vorspeise (meistens eine Bohnensuppe oder eine klare Nudelsuppe, in die man sich Avocado oder Käse schneiden kann) und viel Fleisch als Hauptgang. Für mich als Vegetarierin wurde meist extra gekocht. Als Beilage gibt es oft „choclo“ oder „choclo con queso“. Choclo ist südamerikanischer weißer Mais. Er wird jedoch jung geerntet und ist deswegen weicher. Er schmeckt meiner Meinung nach viel besser, als jeder europäische Mais, den ich je gegessen habe.

Jeden Tag waren wir bei verschiedenen Verwandten und ich habe schnell den Überblick verloren, wer zu wem gehört und oft konnten meine Gastgeschwister mir das auch nicht beantworten. Aber das ist das Schöne an Ecuador: Du bist nie allein. Die Treffen sind auch nicht wie deutsche Familienfeiern, bei denen man die ganze Zeit stocksteif am Tisch sitzt. Es werden Videospiele gespielt, manchmal sitzt man nur auf dem Sofa und liest ein Buch. Und immer gibt es Süßigkeiten.

Die ersten Tage waren wirklich aufregend und es ist schade, dass unsere Gruppe so wenig Zeit außerhalb der Quarantäne hatte. Mein Highlight: Mein Gast-Opa, der mir zum Weltfrauentag gratulierte.

  1. Eindrücke aus der Stadt Cuenca und vom Colegio Alemán

Das Colegio Alemán in Cuenca ist auf verschiedene Gebäude auf einem abgeriegelten Gelände aufgeteilt. Da die Situation in Ecuador nicht so sicher wie in Deutschland ist, kommt niemand mit dem Fahrrad oder zu Fuß – die meisten Kinder kommen mit dem Buscetta (ein kleiner Bus), der sie morgens direkt vor deiner Haustür abholt, oder werden von ihren Eltern mit dem Auto gefahren. Das Schulgelände ist bewacht und es wird genau kontrolliert, wer raus und rein geht. Auf dem Schulgelände gibt es Sportanlagen, eine offene Turnhalle und eine Cafetería. Der Unterricht läuft nicht so wie bei uns ab, er ist sehr viel lockerer und offener gestaltet. Alle Schüler*innen bewegen sich ständig, und insgesamt ist alles lauter und unruhiger. Am ersten Tag hat uns Frau Peña, die ecuadorianische Austauschlehrerin, empfangen und uns alle Regeln erklärt.

Cuenca ist die drittgrößte Stadt Ecuadors, in der ungefähr 330.000 Einwohner leben. Da wir nur sehr kurz da waren, bzw. bald die Ausgangssperre begann, war ich mit meiner Familie nur einmal in der Innenstadt. Dort gibt es sehr viele Kirchen und eine Hauptkathedrale gegenüber vom Plaza Mayor, das ist so etwas wie das Zentrum der Stadt. Außerdem sind am Rande der Straße oft kleine Verkaufsstände, wo zum Beispiel Blumen oder Eis verkauft wurden. Mit Freunden hat man sich in der Mall treffen können, wo es ein paar Einkaufsmöglichkeiten und vor allem Essen zu kaufen gibt.

  1. Die Zeit der Ausgangssperre

Am Anfang war es für uns alle ziemlich ungewohnt, aber mit der Zeit haben wir uns damit abgefunden. Man durfte leider nur noch in den Supermarkt und die Eltern zur Arbeit und ansonsten musste man zu Hause bleiben. Es gab natürlich den einen oder anderen Moment, an dem man sich gerne mit seinen Freunden getroffen hätte, aber meistens konnte man sich ganz gut ablenken. Ich hatte besonders Glück, weil meine Austauschfamilie auch noch eine Farm außerhalb der Stadt hatte, in der wir dann die ganze Zeit waren. Da hatte ich dann ein ziemlich großes Gelände, auf dem ich rumlaufen und mit den Hunden einen kleinen Spaziergang machen konnte. Manchmal sind wir in den Bergen in der Nähe auch Wandern gewesen. Alles in allem konnte man die Zeit aber trotz der Ausgangssperre genießen.

  1. Das ecuadorianische Spanisch – wie gut konntet ihr euch verständigen?

In Ecuador ist das Spanisch sehr viel angenehmer zu verstehen als in Spanien. Die Ecuadorianer reden sehr deutlich, lispeln nicht und sprechen langsamer als Spanier. Die Gastfamilien sind natürlich rücksichtsvoll und wiederholen einem auch gerne, was sie gesagt haben.

Am Anfang habe ich ein bisschen gebraucht, um zu verstehen, was meine Gastfamilie zu mir gesagt hat, aber da hat man sich schnell reingehört. Und schon nach einer Woche konnte man immer mehr verstehen, auch wenn die Familie untereinander gesprochen hat.

Leider wurden Fragen von der Familie oft ins Englische übersetzt, sobald man kurz darüber nachdenken musste. Allerdings war es schon praktisch, dass, wenn einem in der Schule spanische Vokabeln gefehlt haben, man es einfach auf Deutsch sagen konnte.

Die Fotos zeigen die Ankunft am Flughafen, das Colegio Alemán und einige Eindrücke aus den Familien.

 

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